Update Sommertraining / erster Skitag

Ufff.. wie die Zeit vergeht - Lang ist es her, seit meinem letzten Beitrag auf der Homepage..
Hier ein kleines Update zum Sommertraining und zu meinem ersten Skitag dieser Saison.

Auch dieses Jahr trainierte ich wie die letzten vier Jahre unter der Leitung von Jürgen Loacker (ehem. Bobpilot der Österreichischen Nationalmannschaft). Mehrheitlich trainierte ich Kondition im nahegelegenen Kerenzerberg GL und zuhause in Unteriberg SZ. Zusätzlich absolvierten wir mit dem Team eine abwechslungsreiche Trainingswoche in Tenero TI. Zusammen mit einigen Teamkollegen, darunter Ralph Weber, Stefan Rogentin, Josua Mettler und Niels Hintermann krampften wir für unsere “Beachbodies”.

Nach meiner Verletzung war es mir wichtig, so rasch wie möglich in den normalen Trainingsalltag zurückzukehren und wie gewohnt mit meinem Team zu trainieren. Zu Beginn wurde die eine oder andere Kraftübung etwas angepasst, um mein Knie nicht zu überstrapazieren. Ich merkte jedoch schnell, dass alles gut funktionierte und das Knie hält.

Unten seht ihr einige Eindrücke aus dem Sommertraining.

Als Skirennfahrer ist es immer wieder cool festzustellen, dass man sehr abwechslungsreich trainieren kann und auch muss, um koordinativ fit zu bleiben. Es wird einem bestimmt nie langweilig ;)

Erster Skitag in Saas Fee:

Mein erster Skitag dieser Saison gehört bereits der Vergangenheit an. Letzte Woche trainierten mein Team und ich auf dem Gletscher in Saas-Fee. Es war ein unglaublich cooles Gefühl wieder auf Skiern zu stehen. Ich genoss jeden der fünf Skitage aufs Ganze. Beim ersten Skitag ging es vor allem darum, mich wieder an die Skiern zu gewöhnen. Es war doch eine gewisse Zeit vergangen, als ich das letzte Mal ein Skitraining absolvierte. Ausserdem trainierten wir noch Riesenslalom, was mir richtig Spass bereitete.

Was mich nach dieser Trainingswoche sehr positiv stimmte - ich hatte keinerlei Beschwerden oder Schmerzen verspürt. So darf es weitergehen… Die ersten Speedtage warten auf mich.

Urs Kryenbühl
Update zu meinem Gesundheitszustand

Vorweg - Mir geht es extrem gut!

Der Zustand meines Kopfs und Knies sowie mein mentaler Zustand sind auf einer Skale von eins bis zehn zuoberst bei einer Zehn. Ich bin super glücklich und zuversichtlich, dass ich den richtigen Weg eingeschlagen habe. Sicherlich war die Entscheidung, mein Knie nicht zu operieren, nicht einfach. Jedoch kann ich jetzt sagen, dass es für mich zu 100% das Richtige war. Sicherlich braucht es noch Geduld und Arbeit, aber mit 10 von 10 Punkten Motivation, sollte ich auch diese Hürde schaffen.

Schritt für Schritt zurück - Hier einige Meilensteine:

Nach nur sechseinhalb Wochen nach meinem Sturz in Kitzbühel stand ich das erste Mal wieder auf den Skiern. Die Freude war mir ins Gesicht geschrieben und ich genoss jede Sekunde auf dem Schnee. Alles verlief ohne grosse Beschwerden und das Knie hatte keine Reaktion auf die Belastung gezeigt. Ein erster Schritt war gemacht und viele weitere Schritte würden noch folgen.

Jetzt - gut vier Monate später, bin ich zurück im normalen Trainingsalltag. Ich fahre wieder Rad, gehe Joggen und bin im Kraftraum anzutreffen. Dies ist sicherlich auch notwendig, da meine Muskelmasse ein wenig geschwunden ist und sich das eine oder andere Gramm Fett an meinem “Beachbody” bemerkbar gemacht hat. Genau diesen Body gilt es jetzt wieder in Form zu bringen. ;)

Nun, wer Lust hat, noch ein bisschen mehr über meine Saison zu erfahren, hier geht es zu den diesjährigen Rennsportnachrichten.

Viel Spass beim Lesen und bis bald.

Urs






Urs Kryenbühl
Kitzbühel 2021

Mit etwas Abstand zu den Geschehnissen vor ungefähr drei Wochen und einigen klaren Gedanken melde ich mich hier zurück auf meiner Homepage. Mit einer Achterbahnfahrt der Gefühle blicke ich zurück auf die Woche in Kitzbühel. Zwei Abfahrten und einen Super-G sollte ich dort bestreiten.

Für das erste Abfahrtstraining in Kitzbühel wurde mir die Startnummer eins zugelost. Dies war ein Privileg und eine herausfordernde Aufgabe zugleich. Ich war sehr nervös vor meinem Start. Dies ist man in Kitzbühel normalerweise bereits, wenn man die Gondel zum Start betritt. In diesem Jahr wurde das Gefühl noch etwas mit dem Gedanken verstärkt, der erste auf der Piste zu sein und als eine Art “Testdummy” zu fahren. Ich genoss es so gut ich konnte und fuhr eine solide Trainingsfahrt. Die Sprünge gingen dort schon ziemlich weit. Im zweiten Training gab es keine grossen Änderungen. Ich versuchte mich bestmöglich auf den darauffolgenden Tag des Rennens vorzubereiten. Mit zwei soliden Trainingsläufen im Gepäck machte ich mich an die Arbeit, ein gutes Resultat in Kitzbühel anzustreben. Das Gefühl war gut und es war mir bewusst, das ich im Stande bin, an diesem Berg ein gutes Resultat zu erzielen. Ich pushte mich mit Startnummer 17 auf die legendäre Streif. Nicht ganz fehlerfrei kam ich durch alle Passagen, jedoch fühlte ich den Speed. Das hohe Tempo war nicht auszublenden. Hausbergkante - voll auf Zug fahren - geschafft - Einfahrt Traverse - kurze Unsicherheit - kein Problem, weiter pushen und tief bleiben - Anfahrt zum Zielsprung - Position halten bis zum Schluss - Sprung….


Was dann kam, war auch für mich überraschend. Nach einem guten Absprung, zog es meinen rechten Ski nach unten. Ich versuchte mit aller Kraft diesen Ski hochzuziehen. Rauf, Rauf, Rauf - so gingen die Gedanken in meinem Kopf umher. Dieser Flug schien für mich nicht zu enden. Was wohl ein kurzer Moment war, fühlte sich für mich wie eine Ewigkeit an. Und dann war Schluss! An die nächsten 30 - 45 Minuten kann ich mich nicht mehr erinnern. Langsam realisierte mein zerschlagener und von Wunden gezeichneter Kopf, dass ich gestürzt war. Im Spital von St. Johann in Tirol kam ich dann nach und nach zu klareren Gedanken. Sch***** - nicht schon wieder…! Mit Schmerzmitteln vollgepumpt, wurde ich von einer Röntgenmaschine in die nächste MRI Station geschoben. Langsam dämmerte mir, dass der Sturz wohl heftig war. Nachdem die erste Diagnose feststand, wurde mir klar, dass meine Saison vorbei ist. Kreuzbandriss mit einem Innenbandanriss am rechten Knie und ein Bruch am Schlüsselbein war die Diagnose. Eine starke Hirnerschütterung kam auch noch dazu. Angesichts der starken Kopfschmerzen war dies keine Überraschung mehr für mich.

Noch am selben Abend war meine Neugier so gross, dass ich den Sturz mit eigenen Augen sehen wollte. Ich nahm mein Smartphone zur Hand und schaute mir meine Fahrt an. Von Sekunde zu Sekunde, als der Sturz näher kam, fing mein Körper an zu rebellieren. Der Puls schoss in die Höhe, ich konnte mein Smartphone kaum noch in den Händen halten. Dann der Sturz… wortlos sah ich an die Decke und sah einen Sturz, wie ich noch selten einen in einem Weltcuprennen gesehen hatte. Gleichzeitig stürmte die Krankenschwester, welche Nachtdienst hatte, ins Zimmer und fragte mich, was los sei. Das EKG schlug aus! Ich legte mein Smartphone zur Seite und es wurde mir bewusst. Urs, heute hattest du grosses Glück!

Jetzt zuhause bin ich auf dem Weg der Besserung. Ich werde das Knie nicht operieren lassen und beim Schlüsselbeinbruch ist es zum Glück auch nicht nötig. Sportler wie Carlo Janka (Ski Alpin) oder Christian Schuler (Schwingen) haben in der Vergangenheit bewiesen, dass es möglich ist, einen Kreuzbandriss konservativ zu behandeln. Diese Motivation und der eine oder andere Ratschlag liessen mir und meinem Bauchgefühl keine andere Wahl, als diesen Weg zu gehen. Jetzt gilt es cool zu bleiben und das bestmögliche für eine schnelle Rückkehr in den Alltag rauszuholen.

Chund scho guät!




Urs Kryenbühl
Bormio (ITA) zum Jahresende 2020

Urs und Bormio - das passt!

Eine coole letzte Woche im Jahr 2020 geht für mich in einem positiven Sinne zu Ende.

Nach einer etwas kurzen Weihnachtspause ging es für mich am 25. Dezember wieder weiter nach Bormio. Mein Rucksack war vollgepackt mit guten Erinnerungen an die Pista Stelvio.

Wie ist es auf so einer Piste zu fahren? - werde ich oft gefragt.

Man stelle sich vor, man fährt mit 130 Km/h über eine ruppige, mit Löchern gespickte Landstrasse und die Motorhaube ist so gross und lange, dass man den Boden und die Löcher nicht sehen kann. Man ist stets angespannt und bereit für den nächsten Knall oder die nächste Unebenheit.

Top motiviert startete ich zum ersten Training auf der extrem eisigen und unruhigen Pista Stelvio. Auch in diesem Jahr wurde sie nicht leichter. Etwas herantastend und zögerlich fuhr ich während meines ganzen Laufes, was auf dieser Piste nicht eine besonders gute Taktik ist. Denn so wird man schnell vom Fahrer zum Passagier der eigenen Skis. Ein Verschneider da, eine Unebenheit dort und zack war mein ganzes Selbstvertrauen des letzten Jahres weg.

Im zweiten Training - Planänderung! Okay Urs - sprach ich innerlich zu mir - heute fährst du wie im Rennen, so kommst du am sichersten ins Ziel auf dieser Piste. Nach einem guten Start spürte ich relativ schnell, dass irgendetwas mit meinem Material nicht stimmte. Der Grip meiner Kanten war weg und ich schlitterte von einem Tor zum nächsten. Dabei verpasste ich sogar ein Tor. Tja, auch Training Nummer zwei war keine Hilfe für mein Selbstvertrauen! Was war geschehen? Etwa 90% aller Athleten kamen mit einem kaputten Ski ins Ziel. Wir nennen dies einen “verbrannten” Ski. Wenn die Kante während der Fahrt über die eisige Piste durch die Reibung so heiss wird, kann es vorkommen, dass der Belag diese extreme Hitze nicht aushält und der Belag einfach wegschmilzt. Dies war bei mir bereits nach zwei Kurven der Fall!

Nichtsdestotrotz versuchte ich, auch mit Hilfe meines Mentaltrainers, mich bestmöglich auf den Super-G vorzubereiten. Neuer Tag, neues Glück! Am Start stehend hatte ich folgende Gedanken. - Okay Urs, deine Trainings waren alles andere als gut, aber f*** it! Jetzt gehst du da raus und versuchst einfach dein Bestes zu geben. Pushen was das Zeugs hält! - Nach einer angriffigen Fahrt landete ich auf dem 8 Schlussrang, was mein Bestes Ergebnis in dieser Disziplin bedeutete. WOW!

Am Tag darauf stand die Abfahrt auf dem Programm, bei der mir die Startnummer 10 zugelost wurde. Angesichts der Piste und der mit der Zeit besser werdenden Lichtverhältnissen war dies eine gute Nummer für den Renntag. Nach dem Aufschwung im Super-G war auch mein Selbstvertrauen wieder da. Mir gelang eine beherzte Fahrt und im Ziel leuchtete die Zahl eins in grün. Es war ein weiteres Mal ein tolles Gefühl, auf einer der wohl schwierigsten Pisten des Weltcups mit der Bestzeit im Ziel abzuschwingen. Sehr zufrieden nahm ich auf dem Leaderthron platz. Dass nach mir noch zwei Österreicher schneller waren als ich, schmälerte meine Leistung und Freude keinesfalls. Ich war überglücklich und zufrieden mit meiner Leistung. Es war ein Auf und Ab in der letzten Woche eines Jahres mit vielen Auf und Abs.

Nun wünsche ich euch allen einen guten Rutsch und einen positiven Start ins neue Jahr!

Urs Kryenbühl
Val Gardena / Gröden ITA

Vergangene Woche gastierte der Weltcuptross in den schönen Bergen der Dolomiten. In Val Gardena im Grödnertal standen zwei Rennen auf dem Programm, ein Super-G und eine Abfahrt. Aufgrund meiner guten Resultate in Val d’Isere musste ich dieses Mal keine Qualifikation für die beiden Startplätze durchlaufen. Ich war also gesetzt!

Am Freitag starteten die Wettkämpfe mit dem Super-G. Die Startnummer 32 wurde mir zugeteilt und ich staunte im Ziel nicht schlecht, als ich auf der Anzeigetafel die Zahl elf aufleuchten sah. Eine beherzte und angriffige Fahrt beförderte mich auf diesen Schlussrang. Ich war sehr zufrieden mit meiner Leistung. Eine gewisse Erleichterung war nach der Zieleinfahrt spürbar, denn ein schlechtes Resultat in dieser Disziplin kann gleichbedeutend mit der Nichtnominierung für das nächste Rennen sein.

Eine kurze Erläuterung zu den Startplätzen: Die Skination Schweiz hat acht Startplätze im Weltcup. Wobei 14 Personen für den Super-G in Frage kommen könnten, um diese Plätze auszufüllen. Der interne Kampf ist also relativ gross und somit ist es umso wichtiger, jede Chance zu nutzen.

Am nächsten Tag fand eine Premiere für mich statt. Ich durfte die Abfahrt auf der legendären Saslong eröffnen und startete somit mit der Nummer eins. Ein cooles Gefühl! Ich genoss es so gut ich konnte und war dementsprechend auch etwas nervös. Nach zweitbester Startzwischenzeit und einigen guten Abschnitten passierte mir leider ein Fehler Ausfahrt Ciaslatt, mit welchem ich mir einen etwas grossen Rückstand einhandelte. In der Endabrechnung landete ich auf dem 24. Schlussrang. Ich nehme diese Punkte gerne in die Weihnachtspause mit und versuche mit vollgeladenen Batterien in Bormio wieder am Start zu stehen.

Urs Kryenbühl